Hans von Bülow
(1830-1894)
Hans Guido Freiherr von Bülow
wurde am 8. Januar 1830 in Dresden geboren. Sein
ursprüngliches Berufsziel, Jurist zu werden,
weswegen er in Leipzig und Berlin
Rechtswissenschaften studiert hatte, gab er zu
Gunsten seines musikalischen Engagements auf.
Klavierunterricht hatte er bereits bei Clara Schumanns Vater erhalten. Seine Kenntnisse
und Fertigkeiten vervollkommnete er bei
Franz von Liszt, dem brillanten Klaviervirtuosen,
in Weimar. Von Richard Wagner, dessen neuzeitliche Musik Hans
von Bülow beeindruckte, wurde er zum
Dirigenten ausgebildet. 1864 erhielt er durch die
Vermittlung Richard Wagners die Stelle des
Hofkapellmeisters in München und dirigierte
dort unter anderem die Uraufführungen der
Wagner-Opern "Tristan und Isolde" (1865) und "Die
Meistersinger" (1868).
Franz von Liszts Tochter Cosima, die Hans von
Bülow 1857 geheiratet hatte, hatte sich
Richard Wagner zugewandt. Nach der Trennung von
Cosima im Jahr 1869 hielt sich Hans von Bülow
zwei Jahre in Florenz auf, arbeitete danach als
Hofkapellmeister in Hannover und bekleidete
anschließend ab 1880 für fünf Jahre
das Amt des Hofmusikintendanten in Meiningen.
Zu dieser Zeit hatte er sich bereits den Ruf eines
hervorragenden Pianisten und Dirigenten erworben,
der auf zahlreichen Konzerttourneen, die ihn bis in
die USA führten, sein Publikum
begeisterte.
Einen Beweis seines außergewöhnlichen
Könnens erbrachte Hans von Bülow am 12.
Oktober 1872 in Baden-Baden, als er gemeinsam mit
dem Wiener Walzerkönig Johann Strauß junior ein stürmisch
gefeiertes Konzert im Conversationshaus, dem
heutigen Kurhaus,
gab.
Als Komponist war Hans von Bülow ebenfalls
tätig, beeindruckte jedoch mehr durch seine
Orchesterarbeit, in welcher er neben den Werken
Wagners zunehmend Kompositionen von Johannes Brahms zu Gehör brachte.
Nicht nur das Hoforchester Meiningen wurde unter
seinem Einfluss zu einem der führenden
Orchester Europas, sondern auch die Berliner
Philharmoniker.
Hamburg, seinen letzten Wohnsitz in Deutschland,
verließ Hans von Bülow im Jahr 1893, um
in Ägypten eine Besserung seines schlechten
Gesundheitszustandes zu suchen. Am 12. Februar 1894
starb er in Kairo. Beigesetzt wurde der Wegbereiter
des modernen Dirigententums, das eine
persönliche Deutung des jeweiligen Musikwerks
bevorzugt, auf dem Ohlsdorfer Friedhof in
Hamburg.
Seine zweite Frau, die Hofschauspielerin Marie
Schanzer, machte seinen Schriftwechsel mit den
großen Künstlern der damaligen Zeit in
einem mehrbändigen Werk der
Öffentlichkeit zugänglich.
Von Rika Wettstein, Baden-Baden
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