Kinder sind auf
Bali privilegiert, sie werden nahezu
abgöttisch geliebt und es gibt kaum etwas, das
man ihnen übel nehmen würde. Die Geburt
eines Kindes bedeutet für die Balinesen
Wiederkehr, denn in dem Kind wird die Seele eines
Vorfahren oder eines ehemaligen Dorfmitgliedes
wiedergeboren. Am Tag der Geburt werden den
Göttern besonders zahlreiche Opfergaben
gebracht.
Die meisten Balinesen leben im Familienverband,
also in einer Großfamilie. In einem
Gehöft wohnen zumeist die Eltern mit ihren
Kindern und den Großeltern zusammen. Dazu
kommen nicht selten auch verwitwete oder
hilfsbedürftige Verwandte. Das gibt den
Menschen Sicherheit, macht den Lebensabend der
Älteren leichter und die Kinder haben so immer
einen Ansprechpartner.
Neugeborene Kinder dürfen 105 Tage lang nicht
mit dem Erdboden in Berührung kommen, denn
dieser gilt als unrein. Nach dieser Frist findet
ein großes Familienfest statt. In einer
Zeremonie werden die Kinder behutsam auf den Boden
gestellt, versehen mit allen guten Wünschen
für ein Leben auf eigenen Füßen.
Damit ist der Übergang von der göttlichen
in die menschliche Welt vollzogen.
Nach dem balinesischen Kalender haben die Kinder am
210. Tag ihres Lebens den ersten Geburtstag. An
diesem ersten Geburtstag, der wieder mit einem
großen Fest gefeiert wird, erhalten die
Kinder ihren Namen. 90 Prozent der Balinesen
gehören der "niederen Kaste" an und bei diesen
Menschen ist üblich, dass die Jungen und
Mädchen nach der Reihenfolge ihrer Geburt
benannt werden. Deshalb haben fast alle Balinesen
den gleichen Vornamen, egal ob Mädchen oder
Jungen. Erstgeborene heißen Wayan,
Zweitgeborene Made, Drittgeborene Nyoman und
Viertgeborene Ketut. Bei mehr als vier Kindern
beginnt die Reihenfolge der Namen von vorne.
Anders, als bei uns, wo man Kinder schon früh
dazu erzieht, ihre Meinungen und Wünsche zu
äußern und ihre eigene
Persönlichkeit zu entfalten, lernen
balinesische Kinder, sich in die vorgegebenen
familiären Strukturen einzufügen. Je
größer die Geschwisterzahl, desto mehr
widersprechen einander bisweilen die
Bedürfnisse. Schon früh lernen die
balinesischen Knder sich mit ihren Geschwistern zu
arrangieren. So entwickeln sie ein besonderes
Feingefühl für die Stimmungen und
Bedürfnisse anderer. Die Erziehung der
Balinesen verurteilt im allgemeinen
materialistisches Streben und Egoismus. Die
Tugenden Zurückhaltung, Bescheidenheit, Demut,
Großzügigkeit und Selbstlosigkeit werden
den Kindern vermittelt. Benimmt sich ein Kind
einmal daneben, wird es sanft wieder in die
richtigen Bahnen gelenkt. Körperliche Strafen
gibt es so gut wie nie. Das Ergebnis dieser
Erziehung ist ein lebenslanges
Verantwortungsgefühl für die Familie, ein
ausgeprägtes soziales Verhalten und ein
Streben nach Harmonie. (WP)
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