Rudi Dutschke
(1940-1979)
Der Studentenführer der 1960er Jahre wurde am
7. März 1940 als Rudolf Dutschke in
Schönfeld in der Mark Brandenburg geboren.
Seine Schulzeit absolvierte er in der so genannten
Ostzone Deutschlands, durfte aber wegen seiner
kritischen politischen Einstellung kein Studium in
Ostdeutschland beginnen, weswegen er von 1958 bis
1960 eine Ausbildung zum Industriekaufmann in einem
Volkseigenen Betrieb absolvierte. Nachdem Rudi
Dutschke in Westberlin das Abitur ein zweites Mal
bestanden hatte, begann er zum Wintersemester
1961/62 mit dem Soziologiestudium an der Freien
Universität in West-Berlin, wohin er 1961
gezogen war.
Auch im Westen Deutschlands konnte Rudi Dutschke
die herrschenden politischen Verhältnisse
nicht akzeptieren und wurde deshalb zum
Mitbegründer der so genannten "Subversiven
Aktion", die sich 1964 dem Sozialistischen
Deutschen Studentenbund (SDS) anschloss. 1965
gehörte Rudi Dutschke bereits zum politischen
Beirat des SDS und prägte unter anderem den
Leitsatz "Ohne Provokation werden wir
überhaupt nicht wahrgenommen."
Die Organisation und Teilnahme an Demonstrationen
gegen den US-amerikanischen Vietnam-Krieg, gegen
die Bildung der großen Regierungskoalition
von CDU du SPD, gegen die geplanten
Notstandsgesetze und gegen das so genannte
"Establishment" waren die Folge dieser
Überzeugung. Rudi Dutschke vertrat jedoch auch
die Auffassung, terroristische Aktionen
zerstörten die Vernunft, und sprach sich damit
deutlich gegen Gewaltakte zur Durchsetzung
politischer Ziele aus. An der Bildung der
Außerparlamentarischen Opposition (APO) war
Rudi Dutschke ebenso beteiligt wie er nach dem
gewaltsamen Tod des Studenten Benno Ohnesorg am 2.
Juni 1967 zum Anführer des
"antiautoritären Lagers" innerhalb des SDS
wurde. Der "Springer-Kampagne", welche die
Enteignung des Verlegers und Herausgebers etlicher
Boulevard-Zeitungen und des deutschen
Meinungsmachers Nummer Eins, der Bild-Zeitung,
forderte, fiel Rudi Dutschke selbst zum Opfer. Am
11. April 1968 wurde er mitten in der heißen
Phase der 68er
Revolution von einem Arbeiter, dem
rechtsextreme Tendenzen nachgesagt wurden,
niedergeschossen und lebensgefährlich
verletzt.

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Zuvor war Rudi
Dutschke höchst aktiv
gewesen, hatte sich während
des Aufstands der Tschechen in
Prag aufgehalten und in
Deutschland zahlreiche
Demonstrationen und
Informationsveranstaltungen
jedwelcher systemkritischer
Gruppen unterstützt.
So waren sein Worte am 5. Januar
1968 auch in der Konzertmuschel
des Baden-Badener Kurgartens zu
hören, da den Veranstaltern
die Nutzung der Kurhausräume
untersagt worden war.
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Nach dem Attentat und schweren
Operationen suchte Rudi Dutschke Erholung in der
Schweiz, Italien und Großbritannien. In
Großbritannien wurde er kurzfristig
ausgewiesen, konnte aber nach einem Aufenthalt in
Irland nach London zurückkehren und begann
1970 ein Studium an der Universität Cambridge.
Eine erneute Ausweisung folgte wegen vermeintlich
subversiver Tätigkeit.
1971 reiste Rudi Dutschke nach Dänemark,
erhielt eine Stelle als Dozent an der
Universität Aarhus und nahm weiterhin an
Demonstrationen in West-Berlin und in der
Bundesrepublik Deutschland teil. 1973 promovierte
er an der Freien Universität Berlin zum Dr.
phil. und arbeitete 1975 dort an einem
Forschungsprojekt, das den Vergleich der
Arbeitsverfassungen in der Bundesrepublik
Deutschland und den UDSSR zum Inhalt hatte,
mit.
Die Themen Berufsverbot und Menschenrechte
beschäftigten Rudi Dutschke ab 1976
verstärkt, ebenso die Anti-Atomkraft-Bewegung.
In zahlreichen Publikationen bezog er zu diesen
Problemkreisen Stellung und nahm an einer Vielzahl
diesbezüglicher Gesprächsrunden teil.
Am 24. Dezember 1979 starb Rudi Dutschke
völlig überraschend an den Folgen des
Attentats von 1968.
Von Rika Wettstein, Baden-Baden
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Das Buch zum Thema:
Die Tagebücher 1963-1979.
von Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke
Gebundene Ausgabe, 256 Seiten, Kiepenheuer
& Witsch Verlag

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