Ivo
Puhonny (1876-1940)
Der Pionier der
Werbekunst in Deutschland wurde am 19. Juli 1876 in
Baden-Baden geboren. Sein Vater Victor war ein
Landschaftsmaler. Nach seiner Schulausbildung und
dem Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe begab
sich Ivo Puhonny mit 24 Jahren zur Vertiefung
seiner künstlerischen Fertigkeiten nach Paris.
Seine in Paris gewonnenen Eindrücke, vor allem
in der Kunstszene um den berühmten
Plakatgestalter Henri de Toulouse-Lautrec
(1864-1901), führten ihn zu seinem
späteren Beruf als Werbegrafiker. Zuvor
unternahm er jedoch noch als Begleiter eines
reichen Barons eine ausgedehnte Weltreise, die ihn
nach Indien, Japan, China und in die USA
führte.
1905 heiratete er seine Jugendliebe Linda und zog
mit ihr in das Haus seines Vaters in der
Baden-Badener Herchenbachstraße. Hier begann
er mit seiner Arbeit als Werbegrafiker, setzte
Maßstäbe mit der Verwirklichung seiner
Ideen und wurde damit zum Pionier auf diesem
Gebiet. Einer seiner ersten Auftraggeber war die
Cigarettenfabrik A.
Batschari, für die er
eine Vielzahl einfallsreicher Reklamebilder
schuf.
Neben seiner Tätigkeit als Werbegrafiker
widmete sich Ivo Puhonny zunehmend dem
Marionettenspiel. Er schnitzte die Puppen, seine
Frau schneiderte die Kostüme und gemeinsam
arbeiteten sie an der Dekoration.
1911 gründete Ivo Puhonny das "Baden-Badener-Künstler-Marionettentheater",
dessen anspruchsvolles Programm, das im Laufe der
Zeit von Goethes "Faust" bis zu Wedekinds "Tod und
Teufel" reichte, in den Sommermonaten im Palais
Hamilton präsentiert wurde. Im Winter ging Ivo
Puhonny mit seinen Puppen auf erfolgreiche
Gastspielreisen.
Unterbrochen wurde das künstlerische Wirken
durch den Ersten Weltkrieg, als Ivo Puhonny nach
Innsbruck eingezogen wurde, da seine Familie
österreichischer Herkunft war. Nach seiner
Entlassung aus dem Militärdienst im Jahr 1919
kehrte er über Riedlingen, wohin seine Frau
mit den Töchtern Eva und Doris wegen der
schlechten Versorgungslage in Baden-Baden gezogen
war, in die Kurstadt zurück.
Nicht nur das Alltagsleben mit all seinen
Mangelerscheinungen lastete auf der Familie. Ivo
Puhonny trug auch schwer an der Last seiner
Kriegserlebnisse und wurde von Resignation und
Depression geplagt. Allmählich wurde er wieder
aktiv, nahm seine Tätigkeit als Werbegrafiker
wieder auf und widmete sich wieder dem
Marionettenspiel. Zudem arrangierte er Bälle
im Kurhaus, vornehmlich an Fastnacht, wofür er
auch die schönsten Werbeplakate
gestaltete.
Der eher bescheidene Lebensstil der Familie Puhonny
soll nicht darüber hinweg täuschen, dass
insbesondere der Hausherr äußerst
anspruchsvoll und kritisch im geistig kulturellen
Bereich war.
Mit dem Aufblühen des gesellschaftlichen
Lebens der Kurstadt in den 20er Jahren des 20.
Jahrhunderts entwickelte sich das Haus Puhonny zu
einem Treffpunkt von Künstlern, wie zum
Beispiel Else Lasker-Schüler, Otto Flake,
Klabund und Carl Sternheim, und anderen gebildeten
Zeitgenossen, die sich an den Sonntagnachmittagen
zum "jour fixe" einfanden.
Darüber hinaus kümmerte sich Ivo Puhonny
um die Belange seiner Heimatstadt, kämpfte
unter anderem für den Erhalt des
Hirtenhäuschens an der Klosterwiese und des
alten Friedhofs in Lichtental und zeichnete
satirische Zukunftsbilder, wenn seinen Einlassungen
kein Erfolg beschieden war.
Der Zerfall der Weimarer Republik und der
aufkommende Nationalsozialismus beschäftigte
den weitsichtigen Künstler mit in aller Welt
gesammelten Erfahrungen aufs stärkste. Zu
seinem Freundes- und Bekanntenkreis zählten
auch Juden, deren Emigration, Deportation und
Selbsttötungen schwere Depressionen bei ihm
auslösten. Zudem wurde seine Arbeit zunehmen
boykottiert und er persönlich gefährdet
wegen seines ausländisch klingenden Namens und
seines kritischen Geistes, den er jahrelang in den
Zeitschriften "Der Zwiebelfisch", "Das Tagebuch"
und "Weltbühne" artikuliert hatte.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zu
einem schweren Nervenleiden. Am 6. Februar 1940
starb der vielseitige Künstler an den Folgen
eines Schlaganfalls in einem Sanatorium des
heutigen Stuttgarter Ortsteils Möhringen.
Von Rika Wettstein und Wolfgang Peter,
Baden-Baden
Das Baden-Badener
Künstler-Marionettentheater
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