Theodor Kirchner
(1823-1903)
Der Komponist
wunderbarer Klavierminiaturen wurde am 10. Dezember
1823 in Neukirchen bei Chemnitz geboren. Seine
Begabung als Klavier- und Orgelspieler fielen
sowohl Felix Mendelssohn als auch Robert Schumann
auf, weswegen zu einer Musikerausbildung geraten
wurde, die der 14jährige Theodor Kirchner in
Leipzig begann. In seiner Leipziger Zeit lernte er
nicht nur das Klavier- und Orgelspiel, sondern
freundete sich auch mit 13 Jahre älteren
Robert Schumann und dessen Braut Clara an.
Mit 20 Jahren, als bereits ausgebildeter Musiker,
trat er als erster Schüler in das neu
gegründete Konservatorium Leipzigs ein. Er
blieb dort allerdings nur kurze Zeit, da er die
Stelle als Organist an der Stadtkirche in
Winterthur annahm.
Üppig waren seine Bezüge aus dieser
Tätigkeit nicht, weswegen Theodor Kirchner
Musikunterricht und Konzerte geben musste, um
seinen Lebensunterhalt finanzieren zu
können.
In Zürich versuchte er sich 1862 erfolglos als
Dirigent, traf dort jedoch mit Johannes Brahms, mit
dem er ein Leben lang befreundet bleiben sollte,
zusammen.
Die Freundschaft mit Clara Schumann und -
vermutlich - das Casino in Baden-Baden zogen
Theodor Kirchner mehrfach nach Baden-Baden.
Allerdings führte sein Hang zum
Glücksspiel und zu einem Leben über seine
finanziellen Verhältnisse hinaus im Jahr 1864
zum Bruch mit Clara Schumann.
In den knapp 30 Jahren, die Theodor Kirchner in der
Schweiz gelebt und gearbeitet hat, hat er wenig
komponiert. Dies änderte sich, als der
dreifache Familienvater über Meiningen (1872)
und Würzburg (1873-1876) als Klavierlehrer
nach Leipzig gekommen war. Eine Fülle an
Originalwerken entstand, andere Musikstücke
wurden meisterlich für den Klaviervortrag
bearbeitet.
1883 wechselte Theodor Kirchner als Lehrer für
Partitur- und Ensemblespiel an das Konservatorium
nach Dresden, was seine finanziellen
Verhältnisse, die seit Jahrzehnten von
chronischem Geldmangel geprägt gewesen waren,
jedoch nicht verbesserte. 1884 wurde deshalb eine
Spendenaktion für Theodor Kirchner
durchgeführt, deren beachtlicher Erlös
von 30000 Mark fest angelegt wurde und dem
Künstler nur die Zinsen zum Lebensunterhalt
garantierte. Geldnöte begleiteten Theodor
Kirchner weiterhin. Vor allem sein Freund
Johannes Brahms hat
ihn jahrzehntelang finanziell unterstützt.
1890 zog Theodor Kirchner ohne seine Familie nach
Hamburg, wo er im Haus einer Schülerin lebte.
Fast erblindet starb der nach mehreren
Schlaganfällen gelähmte Musiker am 18.
September 1903.
Sein mehr als 1000 Kompositionen umfassendes
Klavierwerk, von Johannes Brahms als das "Zarteste
vom Zarten" beurteilt, lässt die musikalische
Genialität Theodor Kirchners auch heute noch
lebendig werden.
Von Rika Wettstein, Baden-Baden
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