Augusta von Preußen
(1811-1890)
Die spätere deutsche Kaiserin
wurde am 30. September 1811 in Weimar geboren. Ihr
Vater war Großherzog Karl Friedrich von
Sachsen-Weimar, ihre Mutter die russische
Großfürstin Maria Paulowna, eine
Schwester des russischen Zaren, weswegen Augusta
von Sachsen-Weimar ihre Kindheit und Jugend auch am
russischen Zarenhof in Sankt Petersburg verbrachte,
für dessen Glanz und Prunk sie sich allerdings
nicht begeistern konnte.
1829 heiratete Augusta von Sachsen-Weimar den
preußischen Prinzen Wilhelm. Das Paar hatte
zwei Kinder, Friedrich, der im Jahr 1888 für
99 Tage deutscher Kaiser werden sollte, und Luise,
die 1856 den badischen Großherzog Friedrich
I. heiratete.
Zu diesem Zeitpunkt war das preußische
Prinzenpaar bereits regelmäßig zu Gast
in der Kurstadt Baden.
1850 war Augusta von Preußen erstmals zur Kur
angereist. Ihr Gemahl hatte den Reiz der Stadt
schon ein Jahr zuvor entdeckt, als er die
badische Revolution blutig niedergeschlagen hatte und
von Schloss Favorite nach Baden umgezogen war.
Militärgouverneur der Rheinprovinzen und
Westfalens war Prinz Wilhelm von Preußen zu
jener Zeit gewesen. Augusta und Wilhelm von
Preußen hielten im kurfürstlichen
Schloss in Koblenz Hof, reisten aber jährlich
nach Baden, wo sie regelmäßig im
"Maison Messmer" wohnten.
Die politische Karriere Wilhelms von Preußen
als Prinzregent (1858), preußischer
König (1861) und deutscher Kaiser (1871) wurde
in Baden ebenso verfolgt wie das soziale Engagement
seiner Gemahlin, die sich vor allem um die
Verwundeten des Deutsch-Dänischen Krieges
(1864), des Deutschen Krieges (1866) und des
Deutsch-Französischen Krieges von 1870, an
dessen Ende Wilhelm von Preußen am 18. Januar
1871 in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert
wurde, kümmerte.
Die Chronisten berichten von einer zunehmenden
Entfremdung des adeligen Paares und über ein
ablehnendes Verhältnis der deutschen Kaiserin
zu Reichskanzler Otto Fürst von
Bismarck.
Das Verhältnis zu Baden und zum "Maison
Messmer" blieb ungebrochen, obwohl sich die Stadt
zu einem mondänen Weltbad entwickelt hatte und
die deutsche Kaiserin an Protz und Prunk noch nie
Gefallen gefunden hatte. Sie erfreute sich an der
Schönheit der Lichtentaler Allee und am reichen kulturellen Leben,
sei es an den musikalischen Darbietungen im Hause
Viardot-Garcia, sei es an den von Johann Strauß gegebenen Konzerten, oder im Jahr
1880 am 17. Tonkünstlerfest des Allgemeinen
Deutschen Musikvereins, in welchem vornehmlich
Werke von Franz von Liszt dargeboten wurden.
Ein Jahr später begann mit einem schweren
Sturz in Koblenz das jahrelange Krankheits- und
Siechtum der deutschen Kaiserin. Selbst schwer
krank, musste sie im Jahr 1888 innerhalb weniger
Monate den Tod dreier Familienangehöriger
ertragen. Am 9. März starb ihr Mann, am 23.
April ihr Enkel Ludwig Wilhelm von Baden und am 15.
Juni ihr Sohn Friedrich. Als Kaiserin Augusta am 7.
Januar 1890 in Berlin starb, war nach Meinung der
Historiker ein Zeitalter zu Ende gegangen.
Von Rika Wettstein, Baden-Baden
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