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Rede von Ministerpräsident
Erwin Teufel
anlässlich der Eröffnung des Neubaus
für die Sammlung Frieder Burda am 22. Oktober
2004 in Baden-Baden
Von Robert Schumann, einem ebenso
begnadeten wie sensiblen Musikvirtuosen, stammt
eine der schönsten Aussagen über die
Bedeutung und über den Sinn von Kunst.
Die Aufgabe, ja die Berufung eines Künstlers
sei es, so Robert Schumann, "Licht zu senden in die
Tiefe des menschlichen Herzens." Dieser hohe
Anspruch ist hier Wirklichkeit geworden durch den
Neubau dieses Museums und durch die Bilder die es
beherbergt. Baden-Baden leuchtet. Dieser Neubau
für die Sammlung Frieder Burda nimmt viel
Licht auf. Licht, das von außen
hereinströmt. Und dieses Licht wird dazu
beitragen, daß die Kunstwerke in die Herzen
der Besucher dringen werden.
Licht und Transparenz sind ein Charakteristikum
dieses Bauwerks. Die Schönheit der
Architektur, die Harmonie der Formen und die
perfekte Einpassung in die natürliche Umgebung
machen diesen Neubau zu einem eigenen Kunstwerk.
Ein Kunstwerk mit der Bestimmung, Herberge für
andere Kunstwerke zu sein. Ich möchte Ihnen,
sehr geehrter Herr Meier, und allen, die an der
Fertigstellung dieses Kunstwerkes beteiligt waren,
meine Anerkennung und meine Glückwünsche
aussprechen.
Sie, lieber Herr Burda, haben mit Richard Meier
einen Architekten von Weltruf gewinnen
können.
Ein Mann, der in Amerika und in Europa bereits mit
spektakulären Museumsbauten seine Spuren
hinterlassen hat. Ich denke hier an das "Getty
Museum" in Los Angeles oder an das "Museum für
zeitgenössische Kunst" in Barcelona. Und nun
hat Richard Meier mit diesem Museumsbau bereits das
vierte Bauwerk in Baden-Württemberg vollendet,
in Ulm und in Schwendi. Darüber freue ich mich
ganz besonders.
Mehr als 20 Millionen Euro hat die Stiftung Frieder
Burda für den Bau dieses Museums
bereitgestellt. Zusätzlich dazu übernimmt
die Stiftung sämtliche Betriebskosten. Eine
private Initiative, die ihresgleichen sucht! Die
Freude, die Sie an Ihrer Sammlung haben teilen Sie
mit uns allen und mit vielen Menschen. Sie
bereichern uns. Sie geben ein Beispiel. Und Sie
geben ein großartiges Bekenntnis zu Ihrem
Heimatland Baden-Württemberg.
Das Land Baden-Württemberg ist Ihnen, lieber
Herr Burda, dankbar für dieses
außergewöhnliche Engagement, mit dem Sie
diese Stadt und die gesamte Kunstlandschaft in
Baden-Württemberg aufwerten.
Baden-Baden hat sich in den vergangenen Jahren zu
einer Kunst- und Kulturstadt von beachtlichem
internationalem Renommee entwickelt. Das Bild von
der eher geruhsamen Kurstadt an der Oos gehört
der Vergangenheit an. Baden-Baden ist eine
wirtschaftlich dynamische und kulturell ungemein
lebendige Stadt.
In kaum einer anderen Stadt gibt es, gemessen an
der Einwohnerzahl, so viele
High-Tech-Gründungen und
Patentanmeldungen.
Und nur wenige Städte können mit einem so
hochkarätigen Kulturangebot aufwarten:
Festspielhaus, Theater, eine Staatliche Kunsthalle.
Und nun dieser imposante Neubau der Sammlung
Frieder Burda.
Ein einzigartiges Juwel in der Kunst- und
Kulturlandschaft Baden-Württembergs. Eine
Kunstsammlung, die zu den international
bedeutendsten ihrer Art zählt. Sie
umfaßt heute 550 Kunstwerke - Gemälde,
Skulpturen und Zeichnungen - der klassischen
Moderne und der zeitgenössischen Kunst.
Erlesene Werke des deutschen und des amerikanischen
Expressionismus gehören ebenso dazu wie
umfangreiche Werkgruppen von Pablo Picasso, Gerhard
Richter, Sigmar Polke, Arnulf Rainer und Georg
Baselitz oder Anselm Kiefer.
Frieder Burda hat wirklich ein ungeheures Talent
und ein feines Gespür dafür, neue Kunst
und auch neue Künstler zu entdecken.
Jüngstes Beispiel: der Dresdner Maler Eberhard
Havekost. Ab morgen erhalten nun alle
Kunstliebhaber die Gelegenheit, Einblick in die
Sammlung Frieder Burda zu nehmen.
Vor acht Jahren wurden in der Staatlichen
Kunsthalle mit großem Erfolg Teile aus der
Sammlung Frieder Burda gezeigt. Das war der Beginn
einer beständigen und in dieser Form
einzigartigen Partnerschaft. Beide Häuser
ergänzen einander nicht nur in
architektonischer Hinsicht, sondern sie passen auch
inhaltlich ideal zueinander.
Während die international vernetzte und aus
langer Tradition schöpfende Staatliche
Kunsthalle wechselnde Ausstellungen auch in
kürzerer Folge präsentiert, kann die
Sammlung Frieder Burda Ausstellungen aus eigenem
Bestand in langfristigen Zyklen anbieten und damit
wertvolle Einblicke in die Kunstgeschichte des 20.
und 21. Jahrhunderts gewähren.
Beide Häuser werden eng zusammenarbeiten. Den
Besuchern wird eine gemeinsame Eintrittskarte
angeboten und sie erhalten mindestens einmal im
Jahr die Gelegenheit, eine gemeinsame Ausstellung
zu sehen. Dabei bleiben beide Einrichtungen
organisatorisch eigenständig und finanziell
unabhängig voneinander; mit eigenen Programmen
und jeweils eigener Leitung.
Das Land Baden-Württemberg hat die Kooperation
zwischen der Staatlichen Kunsthalle und der
Sammlung Frieder Burda von Anfang an gefördert
und unterstützt. Und es hat, den mit der
Stiftung Frieder Burda getroffenen Vereinbarungen
gemäß, seinen Beitrag dazu geleistet,
daß hier an der Lichtentaler Allee dieses
einzigartige Nebeneinander von privater und
staatlicher Kunsteinrichtung entstehen konnte:
- Durch die Bereitstellung von Grund und Boden
für den Neubau der Sammlung Frieder Burda und
die Verpflichtung zur baulichen Unterhaltung.
- Und durch die Finanzierung der erforderlichen
Umbau- und Erneuerungsmaßnahmen in der
Kunsthalle (rd. 2 Millionen), die es mit der
gläsernen Brücke nun möglich machen,
daß aus dem Nebeneinander der beiden Bauwerke
ein sichtbares Miteinander wird.
Den daran beteiligten Behörden (Staatliches
Vermögens- und Hochbauamt Pforzheim,
Landesdenkmalamt u. a.), Unternehmen und
Architekten möchte ich herzlichen Dank und
Anerkennung sagen!
Die Kunsthalle steht für eine lange und
erfolgreiche Tradition des Umgangs mit
zeitgenössischer Kunst. Sie ist ein
geschätzter Kooperationspartner im
internationalen Kunstgeschehen und ein begehrter
Ausstellungsort für private Sammler. Die nun
praktizierte enge Zusammenarbeit zwischen
staatlichem und privatem Engagement ist – zumindest
in Deutschland – ohne Beispiel. Beide Häuser
haben sich in den vergangenen Jahren auf die
Zusammenarbeit intensiv vorbereitet. Jetzt erfolgt
die Bewährung in der konkreten
Ausstellungspraxis. Ich bin fest davon
überzeugt, daß diese Zusammenarbeit
fruchtbar und erfolgreich sein wird. Dafür und
für herausragende Qualität in den
Ausstellungen bürgen mit Herrn Professor
Gallwitz und Herrn Dr. Winzen zwei ausgezeichnete
und erfahrene Persönlichkeiten - zwei absolute
Könner ihres Fachs.
Lieber Herr Professor Gallwitz, ich freue mich
sehr, daß Sie nach Baden-Baden, ihre erste
Wirkungsstätte zurückgekehrt sind. Ich
wünsche Ihnen, lieber Herr Professor Gallwitz,
und Ihnen, lieber Herr Dr. Winzen, sowie Ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles Gute und
besten Erfolg!
Die gläserne Brücke, die beide Bauwerke
miteinander verbindet, ist ein schönes und
sichtbares Symbol einer offenen und
tragfähigen Zusammenarbeit zwischen
staatlichem Kulturauftrag und privater
Kunstförderung. Ich bin sicher: Die
„Baden-Badener Brücke“ wird große
Ausstrahlungskraft haben. Viele werden nach
Baden-Baden schauen, und viele werden hierher
kommen, um von diesem Modell zu lernen.
"Jede Kunst erfordert ein ganzes
Menschenleben."
Dieser Satz aus der Feder Friedrich Hölderlins
hat für Sie, lieber Herr Burda, eine besondere
Bedeutung.
Denn nach erfolgreichen Jahren als Unternehmer
haben Sie die Kunst zu Ihrer Lebensaufgabe gemacht.
Als Sie im Jahre 1968 ein Gemälde des Malers
Fontana erwarben, hätte wohl kaum jemand
gedacht, daß dies der Beginn einer
umfangreichen und bedeutenden Sammlung sein
würde.
Dreißig Jahre nach dem Kauf des Gemäldes
war Ihre Sammlung auf über 500 Kunstwerke
angewachsen.
Sie haben einmal gesagt: "In Deutschland ist man
der Ansicht, daß Kultur Sache des Staates
ist. Das ist falsch."
Dieser Überzeugung gemäß taten Sie
nun den entscheidenden Schritt. Den Schritt vom
Kunstsammler zum Kunstförderer und Mäzen.
Sie riefen die Stiftung Frieder Burda ins Leben,
mit dem einzigen Ziel, Ihre bedeutende Sammlung
dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich
zu machen.
Sie haben verfügt, daß nach Ihrem Tod
die gesamte Sammlung in den Besitz der Stiftung
übergeht. Die Stiftung Frieder Burda sei Ihr
"Lebenswerk und die Errichtung des Neubaus für
die Sammlung die "Erfüllung eines großen
Traums".
Das sind keine bloßen Worte, sondern das ist
das aufrichtige Bekenntnis eines eher
zurückhaltenden und nachdenklichen Mannes, der
von sich selbst sagt: "Ich bin durch die Kunst
glücklich geworden."
Voll Dankbarkeit, Freude und Glück können
Sie heute auf diesen wundervollen Neubau für
Ihre Sammlung blicken. Sie haben sich einen Traum
erfüllt. Und dazu möchte ich Ihnen von
Herzen gratulieren. Aber mehr noch als das haben
Sie der Kunst und allen kunstinteressierten
Menschen in diesem Land einen wertvollen und
großen Dienst erwiesen. Indem Sie auf eigene
Kosten dieses Museum errichten ließen und
dafür vorgesorgt haben, daß die Arbeit
in diesem Museum dauerhaft durch Ihre Stiftung
finanziert werden kann.
An diesem privaten Engagement eines einzelnen
Mannes können von heute ab alle
Bürgerinnen und Bürger unseres Landes
teilhaben. Für diesen vorbildlichen Dienst an
der Gemeinschaft und für Ihr Bekenntnis zu
dieser Stadt und zu unserem Land möchte ich
Ihnen, lieber Herr Burda, ganz besonders danken.
Ich freue mich mit Ihnen über dieses gelungene
Bauwerk. Und ich wünsche beiden Einrichtungen,
der Kunsthalle und der Sammlung Frieder Burda,
erfolgreiche Ausstellungen, gute Zusammenarbeit und
einen regen und lebendigen Austausch mit
Künstlern und Publikum.
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