Werther Herr!
Turgenevs deutscher Briefwechsel
Ivan Turgenev, nicht nur Baden-Badens großer
Russe, hat einen regen Briefwechsel gepflegt. 231
dieser Briefe hat die Friedenauer Presse als
Winterbuch verlegt.
Peter Urban, hoch geschätzter Kenner
russischer Literatur, hat sie ausgewählt und
kommentiert.
Die Briefe laden zu vielerlei ein. Beispielsweise
zum Erforschen, mit wem Ivan Turgenev
korrespondierte, oder herauszufinden, wo er die
Briefe geschrieben hat, oder seine
Unterschriftswahl zu vergleichen: einmal
Turgéneff, ein anderes Mal Turgénjew
oder nur Iw. Turgen.
Was Ersteres anlangt, so reicht die umfangreiche
Liste der Adressaten von der deutschen Dichterin
Bettina von Arnim, über Emma und Georg
Herwegh, Theodor
Storm und Pauline
Viardot-Garcia bis hin zu dem Übersetzer
August von Viedert. Der Schriftsteller und Zeichner
Ludwig Pietsch ist einer von Ivan Turgenevs
favorisierten Briefpartnern, ist ziemlich bald
erkennbar, wird er vielfach doch als "lieber
Freund" tituliert und mit sehr persönlichen
Gedanken bedacht.
Letzterer erfuhr auch kurz nach dem Umzug Ivan
Turgenevs vom Haus Anstett in Baden-Baden in
das
eigene Haus im April 1868, ergänzt durch
die Information, "La chambre de Pietsch" sei fix
und fertig und erwarte den Besucher. Damals beendet
mit "Ihr I. Turgéneff", während ein
Brief vom Februar 1883 an den "lieben Pietsch" mit
"Ihr Iw. Turgénjew endet.
Jenen, die nicht allzu große Kenntnis
über Ivan Turgenevs Leben haben, gibt eine
Zeittafel im Anhang Aufschluss, während
umfangreiche, aber kurz und präzise
formulierte Anmerkungen den Hintergrund erhellen,
vor welchem die einzelnen Briefe verfasst wurden,
bevor ein Nachwort Peter Urbans und ein
Personenregister das Buch beschließen. Ein
vortreffliches Buch, das nicht nur Einblick in Ivan
Turgenevs Lebensumstände gibt, sondern seine
Formulierkunst und seine bewundernswerten
Deutschkenntnisse näher bringt.
Das Buch ist im Verlag Friedenauer
Presse erschienen.
Rezension:
Rika Wettstein, Baden-Baden
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Werther Herr!
Turgenevs deutscher Briefwechsel
Herausgegeben und kommentiert von Peter
Urban
336 Seiten, gebundene Ausgabe, Verlag
Friedenauer Presse

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